Artur Davis

amerikanischer Politiker

Artur Davis (* 9. Oktober 1967 in Montgomery, Alabama) ist ein amerikanischer Politiker. Als Mitglied des US-Repräsentantenhauses vertrat er von 2003 bis 2011 den 7. Kongresswahlbezirk des Bundesstaates Alabama für die Demokratische Partei und zog sich nach seiner gescheiterten Bewerbung in der demokratischen Vorwahl für das Amt des Gouverneurs von Alabama aus der Politik zurück. Er gilt als eines der größten Talente unter den afroamerikanischen Politikern seiner Generation.[1] 2012 wechselte er zu den Republikanern und bewarb sich 2015 ohne Erfolg um das Bürgermeisteramt von Montgomery.

Artur Davis

Familie, Ausbildung und Beruf Bearbeiten

Davis ist der Sohn einer Französischlehrerin und wuchs bei ihr und seiner Großmutter ohne seinen von der Mutter geschiedenen Vater auf. 1986 schloss er seine Schulbildung an der Jefferson Davis-High School in Birmingham ab. Er ging von dort an die Harvard University, an der er seine Ausbildung bis zu seinem Abschluss in Jura fortsetzte;[2] an der Harvard Law School lernte er Barack Obama kennen.[3]

Anschließend wurde er Praktikant beim US-Senator Howell Heflin, Gehilfe („clerk“) des United-States-District-Court-Richters Myron Thompson und arbeitete für das Southern Poverty Law Center, bevor er vier Jahre lang Assistant United States Attorney war.

Seit 2008 ist Davis verheiratet.[4]

Politische Karriere Bearbeiten

Kongressabgeordneter (2002–2011) Bearbeiten

Nachdem er einige Jahre als Rechtsanwalt praktiziert hatte, begann Davis eine politische Karriere. Nach zwei vergeblichen Anläufen gelang es Davis 2002 die Wahl in den US-Kongress im 7. Wahlbezirk von Alabama für sich zu entscheiden, indem er den alteingesessenen Amtsinhaber Earl F. Hilliard, der 1992 zum ersten afroamerikanischen Abgeordneten Alabamas im US-Kongress seit der Reconstruction-Ära geworden war, in der demokratischen Vorwahl besiegte.[5] Im Kongress bezog Davis viele sozial- und fiskalpolitisch konservative Positionen; so unterstützte er eine Verfassungsänderung für ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe, stimmte für den Partial-Birth Abortion Ban Act, die Verlängerung des USA Patriot Act und für Ölbohrungen im Arctic National Wildlife Refuge.[6]

Davis sprach sich als erster Abgeordneter außerhalb von Illinois für den US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama aus, wurde zu einem wichtigen Medienstellvertreter („surrogate“) und stieg mit dessen Wahl zu nationaler Bekanntschaft auf.[7] 2009 und 2010 setzte er sich als Mitglied der zentristischen New Democrat Coalition aber von den innenpolitischen Prestigeprojekten Obamas wie der Gesundheitsreform ab; er stimmte als einziges Mitglied des Congressional Black Caucus gegen den Patient Protection and Affordable Care Act.[1]

Kandidatur als Gouverneur von Alabama (2010) Bearbeiten

2010 trat Davis bei der Vorwahl der demokratischen Partei für das Amt des Gouverneurs von Alabama an und stellte sich deshalb nicht wieder für sein Mandat im Kongress zur Wahl. Er scheiterte bei der Vorwahl und verlor dabei als erster schwarzer Politiker Alabamas die Unterstützung der Afroamerikaner, was manche Beobachter darauf zurückführten, dass sich Davis – etwa bei der Gesundheitsreform – von deren Interessen abgewandt habe.[8] Daraufhin zog sich Davis aus der Politik zurück; seinen Sitz im US-Repräsentantenhaus übernahm am 3. Januar 2011 Terri Sewell. Anschließend verließ Davis Alabama und lehrte für einige Monate am Institute of Politics der Harvard University.[9]

Wechsel zu den Republikanern (2012) Bearbeiten

Davis kam 2012 wieder in die Schlagzeilen, als er der Republikanischen Partei beitrat und bei der Republican National Convention zugunsten des Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney sprach.[10] Davis erklärte, Obama habe schön gesprochen, aber nichts erreicht; der Congressional Black Caucus kritisierte unter Führung des früheren Bürgerrechtlers John Lewis Davis’ „offensichtlichen Opportunismus“.[11] Seit 2012 schreibt Davis für die konservative Zeitschrift National Journal. 2013 sprach er bei der Conservative Political Action Conference[9] und bekundete Interesse, bei der Kongresswahl 2014 in seinem neuen Heimatbundestaat Virginia für den Sitz des nicht wieder antretenden republikanischen Abgeordneten Frank Wolf anzutreten.[12]

Kandidatur als Bürgermeister von Montgomery (2015) Bearbeiten

Nachdem Davis bereits im Juni 2014 Interesse signalisiert hatte, gab er im Januar 2015 bekannt, sich als Bürgermeister seiner Geburtsstadt Montgomery, der Hauptstadt Alabamas, bei der Wahl am 25. August 2015 zu bewerben. Er kündigte als Schwerpunkte die Einstellung von Polizisten zur Kriminalitätsbekämpfung, eine intensive Schulaufsicht zur Verbesserung der Bildungssituation und die Ansiedlung innovativer Hochtechnologie-Unternehmen zur Stärkung der Wirtschaftskraft an. Davis war zuvor aus dem Norden Virginias zurück nach Montgomery gezogen.[13] Bei der Wahl, bei der nur formell Unabhängige antreten können, trat er als solcher gegen den eigentlich republikanischen Amtsinhaber Todd Strange an. Roll Call kommentierte, Davis müsse, um eine Chance zu haben, „verbrannte Brücken“ zu den Demokraten, insbesondere zu vielen der dortigen Afroamerikaner wie seiner Kongressnachfolgerin Terri Sewell, von denen er sich entfremdet habe, reparieren.[9] Davis verlor die Wahl überraschend deutlich gegen den Amtsinhaber mit 27 zu 57 Prozent der abgegebenen Stimmen (bei drei weiteren Bewerbern),[14] kündigte aber an, bei der nächsten Wahl vier Jahre später wieder für den Posten kandidieren zu wollen.[15]

Kurz darauf erklärte Davis seine Rückkehr zu den Demokraten. 2016 wurde er geschäftsführender Direktor der Legal Services Alabama, eine aus Bundesmitteln finanzierte Agentur, die Menschen mit geringen Einkommen in Alabama in Rechtsstreitigkeiten unterstützt.[16]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Artur Davis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Perry Bacon: Rep. Artur Davis Seeks to Become Alabama’s First African American Governor. In: The Washington Post, 24. März 2010.
  2. Gwen Ifill: Artur Davis. In: dies.: The Breakthrough. Politics and Race in the Age of Obama. Doubleday, New York u. a. 2009, S. 89–109, hier S. 90 f.
  3. Gwen Ifill: Artur Davis. In: dies.: The Breakthrough. Politics and Race in the Age of Obama. Doubleday, New York u. a. 2009, S. 89–109, hier S. 95 f.
  4. Gwen Ifill: Artur Davis. In: dies.: The Breakthrough. Politics and Race in the Age of Obama. Doubleday, New York u. a. 2009, S. 89–109, hier S. 95.
  5. Gwen Ifill: Artur Davis. In: dies.: The Breakthrough. Politics and Race in the Age of Obama. Doubleday, New York u. a. 2009, S. 89–109, hier S. 91.
  6. Ken Rudin: Where Did Alabama’s Artur Davis Go Wrong? Let Us Count The Ways. In: National Public Radio, 2. Juni 2010.
  7. Gwen Ifill: Artur Davis. In: dies.: The Breakthrough. Politics and Race in the Age of Obama. Doubleday, New York u. a. 2009, S. 89–109, hier S. 96.
  8. Ellis Cose: Why Alabama’s Artur Davis Lost the Black Vote. In: Newsweek, 3. Juni 2010.
  9. a b c Jason Dick: Native Son Bidding for a Sweet Return to Montgomery. (Memento des Originals vom 20. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.rollcall.com In: Roll Call, 24. Februar 2015.
  10. David A. Fahrenthold: Artur Davis, Who Backed Obama in 2008, to Speak at GOP Convention. In: The Washington Post, 16. August 2012.
  11. Lisa Mascaro: Former Rep. Artur Davis Says Why he Left Democrats for GOP. In: LA Times, 28. August 2012.
  12. Cameron Joseph: Artur Davis Won’t Run for Rep. Wolf’s Seat. In: The Hill, 23. Dezember 2013.
  13. Erin Edgemon: Former Congressman Artur Davis Officially Announces Run for Montgomery Mayor. In: AL.com, 22. Januar 2015.
  14. Erin Edgemon: Montgomery Mayor Todd Strange Wins Third Term in Office. In: AL.com, 26. August 2015.
  15. Andrew J. Yawn: Artur Davis on Loss: ‘You Will See Me in Four Years’. In: Montgomery Adviser, 25. August 2015.
  16. Kevin Spann: Artur Davis. In: Encyclopedia of Alabama.