Alpen-Vergissmeinnicht

Art der Gattung Vergissmeinnicht (Myosotis)

Das Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Vergissmeinnicht (Myosotis) innerhalb der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae).

Alpen-Vergissmeinnicht

Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Gattung: Vergissmeinnicht (Myosotis)
Art: Alpen-Vergissmeinnicht
Wissenschaftlicher Name
Myosotis alpestris
F.W.Schmidt

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration aus Atlas der Alpenflora, 1882, Tafel 348
 
Habitus, Laubblätter und Blütenstände am Naturstandort

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Das Alpen-Vergissmeinnicht ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 15 Zentimetern erreicht. Die Grundblätter stehen in Rosetten. Die Laubblätter sind lanzettlich bis elliptisch und meist 3 bis 10 Millimeter breit.[1] Die Grundblätter sind allmählich in den Stiel verschmälert.[2]

Generative Merkmale Bearbeiten

Blütezeit ist vorwiegend Juni bis August. Die Blüten stehen in reichblütigen, anfangs dichten, später ich traubenförmig verlängernden Wickeln.[1] Die Blüten sind bis zu 9 mm breit und hell- bis intensiv blau mit gelben Schlundschuppen. Die Fruchtstiele sind aufrecht abstehend, sie sind dick und wenig länger als der Kelch.[2] Der Kelch hat zahlreiche anliegende und nur wenige abstehende, gebogene oder hakig gekrümmte Haare.[2] Die Teilfrüchte sind stumpf und bis 1,8 Millimeter lang.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24 oder 48, seltener 20, 70 oder 72.[3]

Verwechslungsmöglichkeiten Bearbeiten

Das Alpen-Vergissmeinnicht wird oft mit dem Himmelsherold verwechselt, der in etwa die gleiche Blütezeit aufweist. Unterschied: Der Himmelsherold kommt erst ab Höhenlagen von 2000 Metern vor und besitzt zahlreiche sehr kleine Blattrosetten, die einen polsterförmigen Eindruck vermitteln.

Ökologie Bearbeiten

Die kurze Kronröhre gewährt auch kurzrüsseligen Insekten Zugang zum Nektar. Bestäuber sind Zweiflügler, Bienen und Schmetterlinge.[4]

Die Blüten sind beim Aufblühen fliederfarben, später himmelblau. Dieser Farbumschlag ist typisch für die Familie der Raublattgewächse. Dies kommt dadurch zustande, dass der Blütenfarbstoff Anthocyan ähnlich wie Lackmus reagiert: Im anfänglich sauren Zellsaft färbt er die Blüten rötlich, im später alkalischen Zellsaft schlägt er nach blau um.[4]

Vorkommen Bearbeiten

Myosotis alpestris gedeiht in den Gebirgen Europas, der Türkei, Armeniens und Georgiens.[5]

Häufige Standorte für Myosotis alpestris sind feuchte Flächen, Rasen, Schutt- oder Blockfluren in Höhenlagen von 1300 bis 3000 Metern. Das Alpen-Vergissmeinnicht wächst sowohl auf silikatischen als auch kalkhaltigen Böden. Es gedeiht in Mitteleuropa vor allem in Pflanzengesellschaften der Ordnung Seslerietalia albicantis, kommt aber auch in Gesellschaften der Klassen Salicetea herbaceae oder Thlaspietea rotundifolii sowie der Verbände Adenostylion oder Rumicion alpini vor.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]

Aus Myosotis alpestris sind zahlreiche Gartenformen entstanden, die sehr leicht verwildern.

Systematik Bearbeiten

Die Erstveröffentlichung von Myosotis alpestris erfolgte durch Franz Willibald Schmidt.[6]

Von Myosotis alpestris wurden Unterarten beschrieben (Auswahl):[6]

  • Myosotis alpestris F.W.Schmidt subsp. alpestris
  • Myosotis alpestris subsp. pyrenaeorum (Blaise & Kerguélen) Valdés: Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3. Verlag Carl Hanser, München 1966. S. 2166–2169.
  2. a b c d e Myosotis alpestris F. W. Schmidt In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Januar 2023.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 782.
  4. a b Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  5. Myosotis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. Juli 2020.
  6. a b c Benito Valdés (2011): Boraginaceae. Datenblatt Myosotis alpestris In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien