Aischines (Athen)

attischer Redner

Aischines (altgriechisch Αἰσχίνης, Aischínēs; * 390/389 v. Chr.; † um 314 v. Chr.) war ein Redner und Politiker in Athen. Seine Rede Gegen Ktesiphon (3.) steht der Rede Für Ktesiphon (18. Rede, auch Kranzrede genannt), die Demosthenes als Erwiderung hielt und die lange als größte Rede der Antike hoch geschätzt wurde, an rednerischer Kraft kaum nach.

Statue von Aischines aus der Villa dei Papiri von Herculaneum, Archäologisches Nationalmuseum Neapel (Foto von Paolo Monti, 1969)

Leben Bearbeiten

Nach den nicht unbedingt vertrauenswürdigen Angaben des Demosthenes war er zeitweilig als Schauspieler und untergeordneter Schreiber tätig.

346 v. Chr. gehörte er mit Philokrates und Demosthenes der zehnköpfigen Athener Delegation an, die in Pella mit Philipp II. einen Friedensvertrag abschloss. Später wurde er deshalb von Demosthenes angeklagt (1. und 2. Rede). Von Demosthenes’ Gegnern war Aischines deshalb nicht der Wichtigste. Die eigentlichen Führer seiner Partei waren Eubulos und später Demades sowie der Stratege Phokion.

340 v. Chr. war Aischines Pylagoros, das heißt Athener Vertreter im Rat der Delphischen Amphiktyonie. In dieser Funktion war er mitverantwortlich für den Ausbruch des Vierten Heiligen Krieges, der später zur Niederlage der Allianz der griechischen Poleis gegen Makedonien in der bedeutenden Schlacht von Chaironeia führte.

330 v. Chr. trat er Demosthenes in einem Aufsehen erregenden Prozess gegenüber (3. Rede), in dem er dessen Freund Ktesiphon, wegen des angeblich gesetzwidrigen Antrags auf Verleihung eines Ehrenkranzes für Demosthenes, anklagte. Jedoch stimmten seiner Anklage nicht einmal 1/5 der Richter zu, so dass er eine Strafe zahlen musste und Athen verließ. Aischines soll nach Rhodos gegangen und dort Rhetorikunterricht erteilt haben.

Werke Bearbeiten

Von Aischines sind drei Reden erhalten. Zwölf unter seinem Namen überlieferte Briefe sind unecht. Ferner gibt es mehrere antike Lebensbeschreibungen.

Bei seinem ersten Angriff auf Aischines wegen der „Truggesandtschaft“ unterlief Demosthenes bei der Auswahl des Klägers ein Missgriff. Aischines gelang es in einer Gegenklage mit der Rede Gegen Timarchos (1), die Richter davon zu überzeugen, dass sich dieser in seiner Jugend prostituiert hatte. Diese Rede enthält sehr interessante Informationen über die Halbwelt des alten Athen. Zuletzt wird auch Demosthenes als Verführer junger Männer angegriffen.

Nach diesem Fehlschlag musste Demosthenes die Klage gegen Aischines selbst führen. Es sind beide Reden oder Redeentwürfe erhalten (Parapresbeia-Reden: Demosthenes 19. [als vermutlich aus dem Nachlass veröffentlichter unfertiger Entwurf], Aischines Über die „Truggesandtschaft“ [2.])

Schließlich die Rede Gegen Ktesiphon (3.), eine großartige Abrechnung mit der Politik des Demosthenes.

Bildnis Bearbeiten

Etwa zwischen 322 und 307 v. Chr. wurde eine Portraitstatue des Redners aufgestellt. Sie ist in der abgebildeten römischen Kopie aus Herculaneum sowie weiteren Kopfrepliken überliefert.[1] Diese Statue übersetzte den vom 20–30 Jahre älteren Sophokles (340 v. Chr.) bekannten Typus der Dichterstatue in den Bildhauerstil des ausgehenden 4. Jahrhunderts.

Wiederum etwa 30–40 Jahre später entstand die Statue des Demosthenes (280 v. Chr.), nun im Stil des Frühhellenismus.[2]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Aeschines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Aischines – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zum Aischines: L. Laurenzi: Eschine. In: Enciclopedia dell'arte antica classica e orientale. Band 3. Istituto dell'Enciclopedia Italiana, Rom 1960 (italienisch, Online): “Si potrebbe dunque pensare (…) che l'originale dell'Eschine sia stato costruito più tardi, fra il 322 e il 307 a. C., quando ad Atene ritornò al potere il partito macedone, nel quale doveva essere vivo e grato il ricordo di Eschine. (Man könnte also annehmen (…), dass das Original des Aischines später entstanden ist, zwischen 322 und 307 v. Chr., als in Athen die pro-makedonische Partei wieder an die Macht kam, die dem Aischines eine lebendige und dankbare Erinnerung bewahrt haben musste.)”
  2. Reinhard Lullies: Bildnisstatue des Demosthenes von Polyeuktos. In: Karl Schefold (Hrsg.): Die Griechen und ihre Nachbarn (= Propyläen-Kunstgeschichte. Band 1). Propyläen-Verlag, Berlin 1967, S. 195 Abb. 120.