Adalbert Bezzenberger

deutscher Philologe

Adalbert Bezzenberger (* 14. April 1851 in Cassel; † 31. Oktober 1922 in Königsberg i. Pr.) war ein deutscher Sprach- und Vorgeschichtsforscher in Göttingen und Königsberg. Er gilt als Begründer der baltischen Philologie.

Adalbert Bezzenberger (Lithografie von Heinrich Wolff)

Leben Bearbeiten

Adalbert Bezzenberger war der Sohn des Germanisten Heinrich Ernst Bezzenberger und seiner Frau Amalie Wiederhold (1819–1897). Von 1859 bis 1869 besuchte er das Lyceum Fridericianum in Kassel. Während des Studiums an der Universität Göttingen lenkte ihn Theodor Benfey von der Germanistik und der Geschichte zur Vergleichenden Sprachwissenschaft, in der Bezzenberger 1872 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1873 ging er an die Universität München, wo Martin Haug sein Interesse an indogermanischen Sprachen weckte. Während seines Studiums wurde er im Wintersemester 1869/70 Mitglied der Burschenschaft Germania Göttingen im Schwarzburgbund.[1] 1874 mit einem linguistischen Thema in Göttingen habilitiert und zum Privatdozenten ernannt, wurde Bezzenberger 1879 als o. Professor für Sanskrit an die Albertus-Universität Königsberg berufen. Dort begründete er die Philologie der baltischen Sprachen. Mit der Archäologie des Baltikums erschloss er sich ein drittes Arbeitsfeld.

 
Bezzenberger beim Kegelabend des Vereins für wissenschaftliche Heilkunde

Bezzenberger galt als stärkste Persönlichkeit unter den Königsberger Professoren. 1890/91 war er der geschäftsführende Prorektor und nach der Abdankung der Hohenzollern 1919/20 und 1920/21 der erste Rektor der Albertus-Universität. Bezzenberger verließ sich nicht auf die Unterstützung durch die Preußische Regierung, sondern griff auch zur Selbsthilfe. Er gründete den Universitätsbund, dessen Mitglieder außer den Wirtschaftsverbänden auch zahlreiche Landwirte, Gewerbetreibende und Angehörige der freien Berufe wurden.[2] Der Landesrat Reinhart Bezzenberger war ein Sohn.

Ehrungen Bearbeiten

Zitate Bearbeiten

„Die Stimme der Geschichte gilt uns mehr als politische Doktrin. (1920)“[5]

„Gelingt es nicht, Königsberg zu einem Anziehungspunkt und Sammelplatz für Forscher und Lehrer in einem weit höheren Grade zu machen, als es bisher der Fall war, so laufen wir Gefahr, daß gerade die tüchtigsten Dozenten und ebenso die fleißigsten Studenten von uns abwandern.“[5]

„Nur wenn die Königsberger Universität erstrangig wird, kann sie ein Bollwerk Deutschlands bleiben und der Gefahr entgegentreten, daß ihr durch Rigas oder Wilnas Gründung die Suprematie der deutschen Wissenschaft aus der Hand geschlagen wird.“[5]

Schriften Bearbeiten

  • Beiträge zu Geschichte der Litauischen Sprache. auf Grund litauischer Texte des 16. und 17. Jahrhunderts. Peppmüller Verlag, Göttingen 1877.
  • Ein litauisches Mandat vom Jahre 1589. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 119–123 (Digitalisat).
  • Altpreussisches. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 124–129 (Digitalisat).
  • Altpreussisches. II. (Zur kritik der altpreussischen texte. 1 – Enchiridion 20, 81. – Einige altpreussische wörter.) In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 269–281 (Digitalisat).
  • Ueber das litauische wort brólis. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 282–288 (Digitalisat).
  • Litauische Forschungen. Beiträge zur Kenntniss der Sprache und des Volkstumes der Litauer. Peppmüller Verlag, Göttingen 1882.
  • Lettische Dialektstudien. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1885.
  • Über der Sprache der Preußischen Letten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1888.
  • Sitzungsbericht der Altertumsgeschichte Prussia. 1892.
  • Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner. Engelhorn, Stuttgart 1889 (= Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Band 3, Heft 4, S. 161–300) (Digitalisat)
  • Die Osteuropäischen Literaturen und die slawischen Sprachen. B. G. Teubner Verlag, Berlin und Leipzig 1908.
Herausgeber
  • Analysen vorgeschichtlicher Bronzen Ostpreussens. An ihrem 60jährigern Stiftungstage dem Andenken ihres ehemaligen Vorsitzenden Georg Bujak gewidmet von der Altertumsgesellschaft Prussia. Gräfe & Unzer, Königsberg 1904.
  • Beiträge zu Kunde der Indogermanischen Sprachen. 1877–1906.
  • Litauische und lettische Drucke des 16. Jahrhunderts. Peppmüller Verlag, Göttingen 1874/84 (6 Bde.).
  • Zum Andenken an die Mitglieder des Preußischen Landtages und an die Toten der Preußischen Landwehr und des Preußischen National-Kavallerie-Regiments in den Jahren 1813 und 1814. Neubearbeitung. Verlag Rautenberg, Königsberg 1900.
  • Die Berichte und Briefe des Rats und Gesandten Herzog Albrechts von Preussen, Ahasverus v. Brandt, nebst den an ihn ergangenen Schreiben in dem (Königlichen) Staatsarchiv zu Königsberg. Hrsg. von Adalbert Bezzenberger. 4 Hefte. Königsberg: Gräfe & Unzer, 1904–1921. Heft 5. Bearb. von Erhard Sprengel (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, 4). Hameln: Thiele 1953.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Adalbert Bezzenberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Adalbert Bezzenberger – Quellen und Volltexte
  • Adalbert Bezzenberger. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
  • Bezzenberger, Adalbert. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • WILLIAM R. SCHMALSTIEG: THE FOUNDER OF BALTIC PHILOLOGY: ADALBERT BEZZENBERGER. In: LITUANUS LITHUANIAN QUARTERLY JOURNAL OF ARTS AND SCIENCES. Band 20, 2 - Summer 1974, 2. Januar 1974 (englisch, lituanus.org).
  • Das älteste Matrikelbuch der Universität. Rektoratsrede zur Übergabe des Rektorats der Albertus-Universität am 12. April 1891 gehalten zu Königsberg von Adalbert Bezzenberger. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert – Online-Bibliographie. 12. April 1891 (historische-kommission-muenchen-editionen.de).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Leopold Petri (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis des Schwarzburgbundes. 4. Auflage, Bremerhaven 1908, S. 8, Nr. 157.
  2. Siegfried Schindelmeiser: Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970–1985). Neuausgabe von Rüdiger Döhler und Georg von Klitzing, München 2010, Bd. 2, S. 191 f.
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 40.
  4. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Adalbert Bezzenberger. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 31. Juli 2015 (englisch).
  5. a b c Götz von Selle: Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr., 2. Auflage. Holzner Verlag, Würzburg 1956, S. 346 f.