Abbas ibn Firnas

andalusischer Gelehrter

Abu al-Qasim Abbas ibn Firnas (tamazight ⵄⴱⴱⴰⵙ ⵏ ⴼⵉⵔⵏⴰⵙ Ɛabbas n Firnas, arabisch عباس بن فرناس, DMG ʿAbbās b. Firnās; geboren um 810 in Ronda; gestorben 887 oder 888[1] in Córdoba) war ein Dichter, Gelehrter und Flugpionier berberischer Abstammung in al-Andalus.

Leben und Werk Bearbeiten

Er war unter den Emiren al-Hakam I., Abd ar-Rahman II. und Muhammad I. Hofdichter der Umayyaden im Emirat von Córdoba. Als Gelehrter interessierte er sich für die Mathematik, Astronomie und Physik. Er machte das indische Dezimalsystem in Andalusien bekannt, das er selbst bei einer Reise in den heutigen Irak kennengelernt hatte. Er entwickelte ein Verfahren zur Herstellung farblosen Glases für Sehhilfen („Lesesteine“).

Es wird ihm sogar der Bau eines Flugapparates zugeschrieben, worauf der Dichter Muʾmin bin Saʿid im 9. Jahrhundert folgenden Vers machte:

Geschwinder flog er, als der Phönix fliegt,
da er den Leib in Adlerfedern hüllte.[2]

Die Überlieferung folgt der Chronik (Nafḥ) von al-Maqqari, einem marokkanischen Historiker des 17. Jahrhunderts, der viele ältere und nicht mehr vorhandene Quellen benutzte.[3] Die Flugvorrichtung bestand angeblich aus Federflügeln und soll es Abbas ermöglicht haben, von einem Hügel im Arruzafa nahe Córdoba mehrere hundert Meter weit zu fliegen und zum Startpunkt zurückzukehren. Beim Versuch zu landen brach er sich beide Beine, eines davon offen. Er führte es darauf zurück, dass er vergessen hatte, einen Schwanz zu konstruieren. Der Flugversuch weist verschiedene Parallelen mit dem des Eilmer von Malmesbury fast 200 Jahre später auf; dass Ibn Firnas Eilmer als direktes Vorbild gedient habe, wird von der neueren Forschung allerdings als unwahrscheinlich zurückgewiesen.[3]

Würdigung Bearbeiten

 
Córdoba, Puente de Abbas Ibn Firnas

Nach Abbas wurde der Mondkrater Ibn Firnas benannt. Auch einer der vier Flughäfen von Bagdad trägt seinen Namen. Auf dem Weg zum Flughafen steht eine Statue, die ihn mit Flügeln zeigt. Sie wurde von Badri as-Samarra'i geschaffen.

Am 14. Januar 2011 wurde in Córdoba eine Brücke über den Guadalquivir eingeweiht, die den Namen Ibn Firnas’ trägt.[4][5]

Literatur Bearbeiten

  • Joseph von Hammer-Purgstall: Literaturgeschichte der Araber. Erste Abteilung, Vierter Band. Kaiserl. königl. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1853, S. 594 f. (Volltext in der Google-Buchsuche ).
  • Mercedes Aragón Huerta: Abbas ibn Firnas: de personaje histórico a personaje literario, en la obra narrativa de Zakariyya Tamir. In: Al-Andalus Magreb: Revista de la Escuela de Estudios Arabes de Madrid y Granada, Nr. 7 (1999), ISSN 1133-8571, S. 21–41 (online Subskriptionszugriff; spanisch).
  • Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis, Zürich und Stuttgart 1972.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 274 AH
  2. zitiert nach: Wilhelm Hoenerbach: Islamische Geschichte Spaniens. Artemis, Zürich 1970, S. 85 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  3. a b Lynn White: Eilmer of Malmesbury, an Eleventh Century Aviator: A Case Study of Technological Innovation, Its Context and Tradition. In: Technology and Culture, Bd. 2, 1961, Nr. 2, S. 97–111, hier: S. 100–101, JSTOR:3101411.
  4. Hoy se abre el noveno puente de Córdoba hacia una ronda inacabada. In: ABC.es. 14. Januar 2011, abgerufen am 6. Mai 2016 (spanisch).
  5. Puente Abbas ibn Firnas - Córdoba